Mein Umgang mit der Erkrankung
Schon vor einigen Jahren habe ich den Glauben an die Allheilkraft der Schulmedizin verloren.
Meine Diagnosestellung hat zehn Jahre gedauert, in denen immer wieder
sehr unterschiedliche ärztliche Meinungen vorherrschten, mir aber auch
verschiedenste Erkrankungen angehängt wurden. Aber so richtig kam auch
keiner "aus dem Quark". Auf genaue Fragen bekam ich nur selten eine
hinreichende Antwort. Mit vielen Aussagen konnte ich nichts anfangen.
Foto von Ralf Bothge |
In dieser Zeit habe ich für mich beschlossen, dass es am besten ist,
wenn ich "meine eigene Expertin" werde und mir meinen Weg suche mit der
Erkrankung umzugehen. Das habe ich dann auch fleißig getan.
So fand ich in den 90er-Jahren eine Heilpraktikerin, die war echt
Klasse. Wir haben Reiki (Energieübertragung), Moxen (das ist die
nadelfreie Akupunktur), Bachblütentherapie (zur Unterstützung der
Psyche), Methoden aus der Kinesiologie oder klassische Homöopathie
gemacht. Es hat mir alles sehr, sehr gut getan. Ich fühlte mich von ihr
bestens unterstützt und körperlich ging es mir auch ganz gut. Jetzt könnte man natürlich einwenden, dass es mir damals um 1995
sowieso noch supergut ging, im Vergleich zu später. Außerdem wurde die
letztendliche Diagnose ja erst 1999 gestellt. Aber egal ...
Bis heute habe ich noch mehr alternative Methoden ausprobiert. Einige
davon hätte ich mir vielleicht schenken können. Aber ich verbuche das
unter der Rubrik "Erfahrungen".
Aber im Großen und Ganzen bin ich bei meiner Überzeugung geblieben, dass
die herkömmlichen medizinischen Methoden mir nicht viel weiterhelfen.
In einigen Fällen können sie mich zwar unterstützen, aber mein Vertrauen
haben sie nicht unbedingt gewonnen. Die Homöopathie oder andere alternative Methoden sind - nach meiner
Meinung - dem Körper viel näher und ähnlicher. Wenn ich Naturheilmittel
einnehme oder Nahrungsergänzungen, dann verspüre ich eine Resonanz im Körper. Ich habe ein positives Gefühl zu dem, was ich tue.
Auf Anraten meines Neurologen habe ich vor einigen Jahren Avonex (einmal pro Woche zu
spritzen, am besten beim Arzt, da es intermuskulär sein muss)
ausprobiert. Nach drei Monaten habe ich diese Therapie wieder
abgebrochen, da ich keinerlei Resonanz zu diesem Medikament verspürte.
Immer wenn ich in meinen Kühlschrank guckte, funkelten mich diese
Spritzen an und verdarben mir förmlich den Appetit. Vielleicht bin ich
zu sensibel? Andere scheinen dieses Problem nicht zu haben. Mir aber
egal. Ich glaube nicht, dass diese Art von Behandlung für mich der
richtige Weg ist.
Heute habe ich mein Leben ziemlich verändert im Vergleich zu früher. Ich
bin viel mehr in meiner Mitte. Ich suche häufiger Ruhe und weiß die
Phasen der Entspannung sehr viel mehr zu schätzen.
Menschenansammlungen oder Happenings wie riesige Konzerte oder
Massenfreizeit-Veranstaltungen haben für mich keinerlei Wert mehr. Im
Gegenteil. Ich weiß gar nicht mehr, was mich früher an solchen Events
gereizt hat. Mich interessieren vielmehr Seminare zur
Persönlichkeitsbildung und Weiterentwicklung, Yoga, eine schöne Oper,
ein berührender Kinofilm oder ein gemütliches Essen mit Freunden.
Eine gesunde Ernährung ist ganz wichtig für mich. Ich ernähre mich seit
Jahren vegetarisch und bin seit einiger Zeit ziemlich bemüht, auch
überflüssige tierische Eiweiße oder Fette einzuschränken. So habe ich
viele Lebensmittel (Joghurt, Quark, Sahne ...) durch Sojaprodukte
ersetzt. Wider Erwarten schmecken Soja-Lebensmittel ziemlich lecker!
Wenn ich irgendwo die Gelegenheit habe vegan (also völlig ohne
Tierprodukte) zu essen, tue ich es liebend gerne. Es schmeckt toll!!!
Ich finde es für meinen Umgang mit der Erkrankung immens wichtig, mir
ebenfalls über meine unliebsamen Persönlichkeitsanteile Gedanken zu
machen, Blockaden aufzuspüren und auch mal hinter meine Fassade zu
schauen.
Dies ist nicht immer leicht, ganz im Gegenteil ... Es kann sehr
schmerzhaft sein, macht traurig, sogar wütend oder hilflos. Also die
ganze Palette von Gefühlen mal auszuhalten und sie sich mutig
anzugucken. Und mir nicht - wie früher - nur all die schönen Dinge
anzusehen und alles andere auszublenden. Das finde ich mittlerweile zu
einfach und funktioniert nach meinen Erfahrungen sowieso nicht mehr,
bzw. hat es wahrscheinlich eh nie.
Je mehr ich mich damit mit solchen Dingen beschäftige, desto häufiger
treffe ich Menschen, die ähnlich mit Erkrankungen oder schwierigen
Lebensphasen umgehen wie ich.
Das gibt mir Kraft und zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.